… unseren (Bass-)Klarinettisten und sehr fleißigen Helfer Hubert Göbel.
Wie hat sich dein Alltag in dieser Zeit verändert?
Meine Frau und ich sind vor ca. 10 Jahren nach 37 Jahren beruflicher Tätigkeit in München wieder zurück in meine alte Heimat gezogen. Seit einigen Jahren sind wir nun beide auch Rentner und haben ein älteres Haus mit Garten gekauft. Da war natürlich vieles zu tun! Die Renovierungen ziehen sich inzwischen bis ins aktuelle Jahr hin. In der restlichen Freizeit wurde ich dann wieder musikalisch aktiv: beim MV Mingolsheim und in 2 kleineren Musik-Gruppen (Duo mit Klavier und Bläser-Quartett) mit meiner Klarinette. Eine kleine Abwechslung war auch die ehrenamtliche Tätigkeit in einer Bildungsanstalt für ältere Leute in Heidelberg. Dies wurde also unser „normaler“ Alltag, bis uns ein seltsames Virus diese liebgewonnenen Aktivitäten raubte. So blieben uns wenigstens noch Haus, Garten, Einkäufe, etwas Sport und Besuche von wenigen Verwandten und Freunden. Auch kleine Ausflüge waren möglich – leider ohne Gastronomie-Besuche. Wir hoffen jetzt sehr, dass der Sommer eine Wende bringt und der „normale“ Alltag wieder zurückkehrt.
Wie hältst du dich in dieser Zeit ohne die wöchentlichen Proben und Auftritte musikalisch fit?
Die krassen Einschnitte für die Amateur-Musik haben uns Musiker sehr getroffen! Um mich einigermaßen musikalisch fit zu halten, habe ich wieder mein altes Akkordeon aktiviert und viele neue Musik-Titel geprobt – leider nur für mich alleine. Ab und zu produziere ich mit meiner Frau zusammen ein kleines Musik-Video zum Geburtstag von Verwandten oder zu Feiertagen. Wenigstens ist dies eine kleine Aufgabe, die auch Freude bereitet.
Was vermisst du in dieser Zeit bzw. auf was freust du dich ganz besonders?
Als Rentner fehlen mir vor allem die sozialen Kontakte und alle „Gemeinschafts-Erlebnisse“, z.B. unser Parkfest im Sommer mit dem gesamten Auf- und Abbau, die Probenwochenenden vor den Konzerten und die Konzerte selbst sowie die musikalische Umrahmung der Christmette in unserer Kirche St. Lambertus. Nicht zu vergessen unser „Stammtisch“ nach den Montags-Proben. Und da sind ja auch noch die Ständchen für unsere Jubilare!
Mit was füllst du die gewonnene Zeit am Montagabend, zu der eigentlich unsere Proben stattfinden würden?
Im Laufe der vielen Monate mit Einschränkungen ist der Montag inzwischen für mich leider zu einem „normalen“ Wochentag geworden. Das muss sich jetzt aber bald mal wieder ändern!
Der Musikverein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Wie fühlt es sich für dich an, während dieses Geburtstages Teil des Vereines zu sein?
Ich bin in den 1950er und 60er Jahren in Mingolsheim aufgewachsen und habe hier auch die erste musikalische Ausbildung bei einem privaten Akkordeon-Lehrer erhalten. Das war nicht selbstverständlich zu dieser Zeit, denn es gab damals noch keine Musikschule im Ort oder in der Umgebung. Nur der Musikunterricht in der Schule vermittelte etwas Musik-Theorie und gemeinsames Singen. Dass dies überhaupt möglich war, dafür bin ich heute noch sehr dankbar! In den 1960er Jahren kam ich dann als Klarinetten-Schüler zum MV „Eintracht“ Mingolsheim und machte hier auch die ersten Schritte als Orchester-Musiker. Das war schon ein besonderes Erlebnis! Teil eines Orchesters zu sein ist etwas ganz Spezielles und ein ganz besonderes Gefühl – das kann man für Nicht-Musiker allerdings nur schwer erklären. Stichwort „Gänsehaut“ !
Dazu kamen auch noch die vielen sozialen Kontakte im Verein, die man gerade als Jugendlicher braucht. All‘ diese schönen Kindheits- und Jugend-Erinnerungen bleiben natürlich haften und prägen das spätere Leben mit. Ich bin stolz, dass ich nach längerer berufsbedingter Abwesenheit nun auch als Senior wieder beim MV mitspielen darf. 100 allein ist ja nur eine Zahl, aber es gab doch viele Ereignisse und Veränderungen in dieser Zeit, sowohl in der Weltgeschichte als auch im Orts-Geschehen. Dies muss man gebührend feiern, auch wenn es zeitliche Verschiebungen geben sollte! Wir erklären einfach den 1. Januar 2022 zum 1. Januar 2021!
Wenn du einen Wunsch frei hättest, welches Stück würdest du dir in unserer ersten gemeinsamen Probe wünschen und warum?
Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, bei den ersten Lockerungen für die Probenarbeit in voller Besetzung zu musizieren. Am Anfang werden wir wohl nur in kleineren Besetzungen proben können und dann im Sommer vielleicht wieder im Freien mit dem Gesamt-Orchester. Wenn ich einen Wunsch frei hätte für die 1. Gesamtprobe: „Die Sonne geht auf“ (Konzertmarsch) und/oder „Wir Musikanten“ (Böhmische Polka). Na, da waren es schon wieder 2 Wünsche!