Mit dieser Ausgabe möchten wir eine neue Serie starten, in der Musikerinnen und Musiker einen kleinen Einblick in ihren momentanen Alltag geben. Den Anfang macht heute unsere erste Vorständin Simone Klinger.
Wie hat sich dein Alltag in dieser Zeit verändert?
Da ich als Erzieherin arbeite und einen schulpflichtigen Sohn habe, ist nichts mehr, wie es mal war. Mein Kind ist zuhause im Homeschooling, mein beruflicher Alltag ist komplett umgestellt. Corona hat den Alltag meiner ganzen Familie komplett auf den Kopf gestellt. Mein Mann macht Sonderschichten, damit alle genug Toilettenpapier haben, er arbeitet beim dm.
Wie hältst du dich in dieser Zeit ohne die wöchentlichen Proben und Auftritte musikalisch fit?
Ich habe immer mal wieder Balkonmusik für meine Nachbarn gemacht, mir tatsächlich als Motivation ein Sopransaxophon gekauft.
Was vermisst du in dieser Zeit bzw. auf was freust du dich ganz besonders?
Mir fehlen die Proben, die gemeinsamen musikalischen Höhepunkte, aber auch die Gemeinschaft. Natürlich fehlen auch all die schönen Veranstaltungen, die mich seit über 30 Jahren im Verein begleiten.
Mit was füllst du die gewonnene Zeit am Montagabend, zu der eigentlich unsere Proben stattfinden würden?
Da wir seit letztem Jahr Hausbesitzer sind, habe ich oft montags nach der Arbeit noch Besorgungen zu machen, Telefonate, E-Mails. Und handwerklich habe ich einiges dazu gelernt… Und natürlich unser virtueller Stammtisch, an dem ich regelmäßig versuche teilzunehmen. Das finde ich wunderbar, zumindest so etwas Musikverein-Luft zu schnuppern.
Der Musikverein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Wie fühlt es sich für dich an, während dieses Geburtstages Teil des Vereines zu sein?
Ich bin unglaublich stolz, Teil dieses Vereins zu sein. Dass gerade ich in diesem besonderen Jahr Vorstand sein darf, das war für mich undenkbar. Wenn ich an all‘ diese riesengroßen Vorbilder meiner Kindheit in diesem Verein denke, Fritz Heinzmann, Dieter Willhauck, Albert Schanzenbach und noch so viele mehr. Alle sie haben mir Demut und Respekt für die Arbeit im Verein beigebracht – für mich eine sehr große Ehre. Und der Musikverein ist heute ein wirklich toller Verein. Das macht mich unglaublich dankbar.
Wenn du einen Wunsch frei hättest, welches Stück würdest du dir in unserer ersten gemeinsamen Probe wünschen und warum?
Yakety Sax, weil ich meine wunderbaren Saxophonkollegen so sehr vermisse. Nein, Spaß bei Seite. Ich kann mir gar kein spezielles Stück wünschen. Ich freue mich einfach nur so unglaublich auf den Moment, wenn wir zum allerersten Mal nach diesem Lockdown wieder gemeinsam Musik machen, Töne erklingen. Ich glaube, da habe ich jetzt schon Freudentränen in den Augen. So schön wird das sein. Ich vermisse unsere wunderschöne Musik, die Ansagen und das Dirigat von Alex, diese ganz besonderen musikalischen Momente, die einem Gänsehaut bescheren.